Schule oder Politik? – Beides! Felicitas Taddei geht in Pension – und sprudelt vor Ideen für neue Projekte
Der erste Schultag als Lehrperson
An ihren ersten Schultag als Lehrperson kann sich die dynamische Felicitas Taddei noch bestens erinnern: 1978 betrat sie am Morgen früh in Freienbach ihr Klassenzimmer mit Sprachlabor in einem ganz neuen Schulgebäude.
Der Hauswart war umgehend zur Stelle, um sie darauf hinzuweisen, dass das Schulhaus erst ab 8.00h offen sei – er hielt sie für eine Schülerin. Sie startete erfolgreich mit zwei Klassen von je 28 Schülern und Schülerinnen in den Sprachfächern, Geschichte, Turnen und Singen.
Seit 1991 an der OSW
Für die OSW engagiert wurde Felicitas Taddei 1991 im «Bettio» in Wädenswil beim Einkaufen, je eines ihrer beiden kleinen Kinder an der Hand. Max Bannholzer sprach sie an: Sie sei doch Sekundarlehrerin, ob sie nicht gleich am nächsten Tag ein Vikariat für drei Wochen übernehmen könne — sie konnte, dank ihrer flexiblen Mutter, welche die Kinder hütete. Das Vikariat wurde verlängert, und sie blieb der OSW als festangestellte Lehrperson während 28 Jahren treu.
Lehrperson und Politikerin aus Leidenschaft
Felicitas Taddei sprudelt vor Energie. Die Kombination von Lehrperson und zwanzig Jahre lang Politikerin in der Wädenswiler Politik — davon acht Jahre als Stadträtin — hat ihr sehr gut entsprochen. Es bereitet ihr grosse Freude zu sehen, wie ehemalige Schülerinnen und Schüler politische Ämter übernehmen. Sie betont, es sei wichtig, alles, was man mache, mit Leidenschaft und Freude zu tun und Dinge, die einem wichtig seien, nicht auf später zu verschieben.
Highlights in der OSW-Zeit
Ihre Augen leuchten, als sie von den eindrücklichen Klassenlagern am Lac Léman erzählt, wo ein Austausch mit Sekundarschülerinnen und ‑schülern von Puidoux- Chexbres stattfand und am Ende der Woche jeweils alle in gemischten Mannschaften Fussball und Tischtennis spielten, sich dazu auf Französisch unterhielten und viel zusammen lachten. Auch an die mit viel Liebe realisierten Musicals und Theateraufführungen zusammen mit Andrew Bond, z.B. zu Levi Strauss und Martin Luther King, erinnert sie sich gern. Beim Aufräumen kommen ihr eindrückliche Texte vom Schreibwettbewerb « I have a dream…» in die Hand. Wenn sie Schülerinnen und Schülern Schreibfreude vermitteln kann, ist ein grosses Ziel erreicht. Wichtig war und ist es ihr, die Jugendlichen für innovative und kreative Aufgaben zu gewinnen.
Felicitas Taddei liebt die französische Sprache und Kultur, und so hat sie mit den Jugendlichen verschiedene Kochprojekte mit französischer Küche durchgeführt. Diese sind beliebt, erleichtert einem doch die tolle Erinnerung an eine Mousse au Chocolat, einen Coq au Vin oder eine Tarte Tartin das trockene Vokabeln-Lernen gewaltig!
Seit dem Beginn ihrer Tätigkeit an der OSW hat Felicitas Taddei neben ihrer Arbeit als Lehrperson auch immer in der Mediothek gewirkt. Zu Beginn waren die Bücher fein ordentlich hinter Glas verschlossen und säuberlich in Karteikästen registriert. Heute sind die Medien im hellen, einladenden Mediotheks-Raum im Zentrum für alle gut zugänglich, und an gewissen Wintertagen ist der Ansturm in der 10-Uhr Pause so gross, dass die Mediothekarinnen diesen, obwohl die Ausleihe heute selbstverständlich mittels Computer erfolgt, kaum bewältigen können. Felicitas Taddei hatte sich stark für diesen zentralen Standort der Mediothek eingesetzt — offensichtlich bewährt sich dieser. Auch die Einführung der Lesewochen an der OSW hat Felicitas Taddei initiiert. Sie ist davon überzeugt, dass das Lesen auch im Zeitalter der Social Media noch die Grundkompetenz ist, die den Jugendlichen vermittelt werden muss, damit sie auch in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) erfolgreich sein können. Positiv vermerkt Felicitas Taddei die heute im Vergleich zu früher stark verbesserte Auftrittskompetenz der Schülerinnen und Schüler, welche mit dem heutigen System viel stärker gefördert wird.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
Auch nach mehr als vierzig Jahren bereitet Felicitas Taddei das Unterrichten und Coachen der Schülerinnen und Schüler noch immer grosse Freude. Täglich erlebt sie viel Spannendes mit den Schülerinnen und Schülern und kann sie für Neues motivieren. Dennoch schliesst sich für sie der Kreis, und der Zeitpunkt für den Beginn eines neuen Lebensabschnittes passt: Felicitas Taddei hat ihre erste Unterrichtsstunde in einem ganz neuen Schulhaus gehalten und wird ihre letzte Unterrichtsstunde an der OSW im ihrer Ansicht nach akustisch sehr gelungenen, neuen Schulhaus Rotweg halten. Rund um das Schulhaus herum werden Gebäude abgerissen, daher sei es auch für sie an der Zeit, ihre Zelte an der OSW abzubrechen.
Zahlreiche neue Projekte in petto
An neuen Projekten aus den Bereichen Schule, Politik, Kultur mangelt es Felicitas Taddei – erwartungsgemäss – nicht: Sie ist
kürzlich zur Präsidentin der FDP Wädenswil gewählt worden. Sie engagiert sich im Vorstand des Vereins «Freunde der Insel Ufnau». Ein Konzept in der Gastronomie besteht für Sprach-Coachings für das Servicepersonal. Sicher wird sie auch weiterhin einzeln oder in kleinen Gruppen Schülerinnen und Schüler in den Sprachfächern fördern, denn ohne Unterrichten kann sie sich ihr Leben momentan noch nicht vorstellen. Ein Businessplan für eine eigene Schule besteht.
Die Schulpflege und Schulleitung danken Felicitas Taddei für ihr langjähriges, ausserordentliches Engagement für die OSW ganz herzlich und wünschen ihr für all ihre Projekte gutes Gelingen.
Marianne Biner, Schulverwaltungsleiterin
Link: ECHO OSW Oberstufenschüler Wädenswil